Nostalgie trifft modernen Reitsport
Das Rakoczy- Reitturnier in Bad Kissingen lockte Zuschauer von nah und fern
Tradition trifft Moderne, so kann man das Rakoczy-Reitturnier im Kurort Bad Kissingen wohl am besten beschreiben. Seit den 60ern findet das Traditionsturnier in der Saaleau vor dem Turniergebäude statt, welches 1922 eigens für Reit- und Fahrturniere erbaut wurde und der Unterhaltung der Kurgäste dienen sollte. Das Rakoczy-Reitturnier ist für die Bad Kissinger eine liebgewonnene Tradition in der Woche nach dem großen Rakoczy-Fest. Gäste von nah und fern suchen sich extra diese beiden Wochenenden fur ihren Besuch in Bad Kissingen, seit 2021 übrigens UNESCO Weltkulturerbe, aus. Die Verantwortung als Kulturerbe und die Verbundenheit zum Reitsport bringt, Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel auf den Punkt: „Wir sind von der UNESCO ausgezeichnet worden, weil wir bis heute Gebäude unterhalten, Landschaften pflegen und Riten unterhalten, die uns als besonderer Kurort in Europa auszeichnen. Zu diesen Riten gehört auch der Reitsport. Er gelangte über englische Kurstädte auf den Kontinent und wurde zum Merkmal des europäischen Kurwesens des 19. Jahrhunderts — auch in Bad Kissingen".
Eine Weile mussten die Bad Kissinger auf ihr liebgewonnenes Reitturnier verzichten, 2021 lebte es dann wieder auf. Mit rund 300 Starts in diesem Jahr, konnte bereits eine beachtliche Steigerung verbucht werden. Der großzügige Rasenplatz vor dem alten Turniergebäude bot den Springreitern neben besten Bedingungen eine Stimmung fast wie in einem Stadion. In 16 Prüfungen bis zur Klasse M* mit Stechen wetteiferten die Reiter unter den Augen der zahlreichen Besucher. Allein am Sonntagnachmittag kamen fast 1.000 Zuschauer in die Au. Allein diese Zuschauerzahl und die Steigerung hinsichtlich der Starts, gibt den beiden Vorsitzenden des Reitervereins Bad Kissingen, Dr. Ulrike Waldhofen und Marcus Lipsius wohl Recht, die es als es eine Verpflichtung sehen, die Tradition des Rakozcy-Turniers auch weiterhin zu wahren und mit dem modernen Reitsport in Einklang zu bringen. Doch auf den Lorbeeren von diesem Jahr, will man sich in Bad Kissingen nicht ausruhen.
Im Jahr 2026 steht das 100-jährige Bestehen des Reitvereins Bad Kissingen an. Bis dahin, so sind sich die beiden Vorsitzenden einig, müsse man Schritt für Schritt vorgehen um das Rakoczy-Turnier wieder zu einem großen, überregionalen Turnier reifen zu lassen. Dann soll auch der Große Preis von Bad Kissingen wieder als ein S-Springen gesetzt sein. Auch Schirmherr Gerhard Eck MdL, Staatssekretär a.D., Präsident des Bayerischen Reit- und Fahrverbandes BLSV, sagte dem Reiterverein für die kommenden Jahre seine Unterstützung zu. Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel versprach unterdessen, dass das baufällig gewordene Turniergebäude, welches zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, in zwei Jahren nicht mehr nur als Kulisse dienen soil, sondern wieder als Tribüne genutzt werden solle — auch ein Zeichen von gelebter Tradition. Apropos Tradition: Dazu gehört natürlich auch, dass Fürst Rakoczy höchstpersönlich die Glückwünsche im Großen Preis von Bad Kissingen überbringt. Das gibt es eben nur in Bad Kissingen — ein Ort und ein Turnier, welche auch im nächsten Jahr eine Reise wert sein werden!
Text: Melanie Steinbach
Fotos: Fotoagentur Dill
BAYERNS PFERDE September 2022